Fachartikel & News

Devisenmärkte im Überblick

Marktkommentar der quirin bank AG / 1. Quartal 2012

Eine ser­iöse Prog­nose über kün­ftige Währungsen­twick­lun­gen abzugeben, gilt seit jeher immer als ein sehr schwieriges Unter­fan­gen, da Währungskursver­läufe neben ein­er ganzen Rei­he von kon­junk­turellen Ein­flüssen auch von Zin­sen­twick­lun­gen und poli­tis­chen Entschei­dun­gen geprägt werden.

Ins­beson­dere die poli­tis­che Abhängigkeit hat angesichts der Ausweitung der Staatss­chuldenkrisen spür­bar zugenom­men und erschw­ert konkrete Währungseinschätzungen.

Zudem hat man es grund­sät­zlich mit ein­er Devisen­re­la­tion zu tun, was eine Beurteilung von gle­ich zwei Währun­gen in Abhängigkeit voneinan­der erfordert und rel­a­tiv kom­plex ist. Angesichts der anhal­tenden Tur­bu­len­zen im Euro-Raum und der damit ein­herge­hen­den Äng­ste vor Staat­spleit­en und Infla­tion sind heimis­che Inve­storen immer noch ver­stärkt auf der Suche nach Anlageal­ter­na­tiv­en außer­halb der Euro-Zone. Ein Grund für uns – trotz aller Mark­tun­wäg­barkeit­en – aus­gewählte Fremd­währun­gen noch ein­mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Grund­sät­zlich gilt: Direk­te Wet­ten auf bes­timmte Währungsen­twick­lun­gen mit Hil­fe von Invest­mentzer­ti­fikat­en oder Hebelz­er­ti­fikat­en sind im nur schw­er kalkulier­baren Mark­tum­feld aus unser­er Sicht weit­er­hin nicht empfehlenswert. Auch ETF- bzw. Fondsin­vest­ments, die darauf abzie­len, von den Schwankun­gen an den Devisen­märk­ten zu prof­i­tieren, haben in den let­zten bei­den Jahren vielfach ent­täuscht – auch hier sehen wir aktuell keine zwin­gen­den Invest­ment­gründe. Was es bei Aktien‑, Anlei­he- oder Rohstoffin­vest­ments in frem­den Währungsräu­men zu beacht­en gilt, möcht­en wir in der Folge aus­führen. Bitte beacht­en Sie, dass wir uns bei den jew­eili­gen 5‑Jahres-Charts für eine Darstel­lung aus Sicht der jew­eili­gen Fremd­währung (z. B. 1 US-Dol­lar entspricht 0,754 Euro) entsch­ieden haben. So wird im Chart­bild deut­lich­er, ob die jew­eilige Fremd­währung gegenüber dem Euro gestiegen oder gefall­en ist. Bei der herkömm­lichen Chart­be­tra­ch­tung aus Euro-Sicht (z. B. 1 Euro entspricht 1,32 US-Dol­lar) muss man als Betra­chter im Prinzip umgekehrt denken (fal­l­en­der Euro entspricht steigen­der Fremd­währung), was wir an dieser Stelle ver­mei­den möchten.

US-Dol­lar (USD): Grund­sät­zlich haben wir es sowohl beim Euro als auch beim US-Dol­lar mit ein­er schuldenkrisen­ge­plagten Währung zu tun. Wer ist hier nun der Einäugige unter den Blind­en? – Diese Frage kön­nte man vor diesem Hin­ter­grund zu Recht stellen. Die fun­da­men­tal­en Aspek­te sprechen aus unser­er Sicht dafür, dass die grund­sät­zliche Euroschwäche der let­zten Monate vor­erst noch anhal­ten kön­nte. Solange sich die europäis­che Poli­tik nicht an die grundle­gen­den Prob­leme in der Euro- Zone her­an­wagt (Ungle­ichgewichte in den Han­dels­bi­lanzen – Exportüber­schüsse ver­sus Importüber­schüsse – erhöhte Rezes­sion­s­ge­fahren durch immer stärkere Sparzwänge) und weit­er mit halb­herzi­gen Über­gangslö­sun­gen durch die Krise laviert (was wir auch zukün­ftig erwarten), dürfte der Euro keinen nach­halti­gen Aufwärt­strend gegenüber dem US-Dol­lar aus­bilden kön­nen (der Erhol­ung seit Jahres­be­ginn zum Trotz). Zudem schließt sich seit eini­gen Monat­en die Zinss­chere zwis­chen den bei­den Währungsräu­men, seit­dem sich auch die EZB auf dem Zinssenkungsp­fad in Rich­tung null befind­et. Kurzfristige Anla­gen im Euro-Raum wer­den für die inter­na­tionalen Finanz­mark­tak­teure somit zunehmend unat­trak­tiv­er. Ein weit­er­er Aspekt pro US-Dol­lar: Bei der kon­junk­turellen Entwick­lung haben die Amerikan­er derzeit die Nase gegenüber der Euro- Zone vorn, Let­ztere weist bere­its leicht rezes­sive Ten­den­zen auf. Bisweilen ver­steck­en sich die Amerikan­er gern hin­ter den anhal­tenden und derzeit auch in den Medi­en im Vorder­grund ste­hen­den Quere­len im Euro-Raum – dabei trägt der US-Staat­shaushalt nicht min­der große Schulden­las­ten vor sich her (z. B. in diesem Jahr schätzungsweise rund 10 % Haushalts­de­fiz­it im Gegen­satz zu rund 6 % in der Euro-Zone). Im Laufe des Jahres dürfte aber auch die US-amerikanis­che Schulden­si­t­u­a­tion wieder stärk­er ins Ram­p­en­licht rück­en. Ob der Weg zum notwendi­gen Schulden­ab­bau eher mith­il­fe von Steuer­an­pas­sun­gen oder durch staatliche Aus­gabenkürzun­gen beschrit­ten wird, kön­nte zu einem der zen­tralen Stre­it­punk­te im Vor­feld der US-Wahl im Novem­ber mutieren. Dabei dürfte deut­lich wer­den, dass auch die Amerikan­er zu empfind­lichen Struk­tu­ran­pas­sun­gen gezwun­gen sind, was zu kon­junk­turellen Belas­tun­gen führt.

An dieser Stelle kön­nte auch der US-Dol­lar wieder stärk­er unter Druck ger­at­en. Ergo wird der US-Dol­lar aus eigen­er Kraft kaum sub­stanziell ggü. dem Euro aufw­erten kön­nen. Aus dem schwieri­gen Mark­tum­feld für den Euro eine US-Dol­lar-Speku­la­tion abzuleit­en, ist also alles andere als ein sicheres Geschäft. Wir gehen davon aus, dass die schw­er kalkulier­baren Schwankun­gen im Euro-US-Dol­lar- Ver­hält­nis auch in den näch­sten Monat­en anhal­ten. Kurzfristig liegen die Vorteile zwar beim US-Dol­lar, den­noch rat­en wir dazu, bei Aktienen­gage­ments im US-Raum ein wach­sames Auge auf die Währungsen­twick­lung zu leg­en. Bei ETF- oder Fond­san­la­gen kön­nen ggf. auch währungs­gesicherte Vari­anten in Betra­cht gezo­gen wer­den. Gle­ich­es gilt für Rohstof­fan­la­gen, die in aller Regel in US-Dol­lar notieren. Anlei­hein­vest­ments in US-Dol­lar hal­ten wir im aktuellen Niedrigzin­sum­feld für unat­trak­tiv. Rein chart­tech­nisch gese­hen dürften beim US-Dol­lar dann Anschlussgewinne möglich sein, wenn die Marke von 0,80 € (entspricht einem Euro-US-Dol­lar-Ver­hält­nis von 1,25 US-Dol­lar) nach oben durch­brochen wer­den kann. Fällt der US-Dol­lar hinge­gen unter die Marke von 0,72 € (entspricht einem Euro-USDol­lar- Ver­hält­nis von 1,389 US-Dol­lar), dro­ht der US-Währung weit­eres tech­nis­ches Abwärtspotenzial.

Britis­ches Pfund (GBP): Großbri­tan­nien zählt zwar nicht zur Euro-Zone, die Prob­leme der britis­chen Wirtschaft lesen sich aber ähn­lich wie die der Euro-Periph­eriezone: Eine Staatss­chulden­quote von über 80 % drängt auch die Briten zu strik­ten Sparpro­gram­men. Erschw­erend kommt hinzu, dass man erhe­bliche Sum­men zur Stützung des zum Teil mar­o­den Bankensek­tors auf­brin­gen musste. Die Kon­junk­tur steuert darüber hin­aus derzeit auf eine Rezes­sion zu. Trotz ein­er ver­gle­ich­sweise hohen Infla­tion­srate von rund 3,5 % hält die britis­che Noten­bank ihre Niedrigzin­spoli­tik aufrecht. Alles in allem ein Umfeld, in dem sich Pfund-Invest­ments aus unser­er Sicht nicht auf­drän­gen, es sei denn, im Aktien­bere­ich bieten sich Chan­cen, die es wert sind, das Währungsrisiko einzuge­hen. Auch wenn das Pfund in Zeit­en stärk­er­er Euro-Tur­bu­len­zen tem­porär als sicher­erer Hafen anges­teuert wird, dürfte ein nach­haltiger Aufwärt­strend gegenüber dem Euro nur schw­er zu etablieren sein, zumal nun mit Moody‘s die erste Ratin­ga­gen­tur die AAA-Best­note Großbri­tan­niens infrage stellt.

Angesichts der engen Ver­flech­tun­gen des Lan­des mit der Euro-Zone über den Außen­han­del und durch den Finanzsek­tor kann sich das Pfund ohne­hin nicht von der Entwick­lung im Euro-Raum freimachen. Die Chart­tech­nik zeigt eine rel­a­tiv mas­sive Wider­stand­szone im Bere­ich von 1,20/1,23 €, die nicht ohne Weit­eres über­flügelt wer­den dürfte. Ein Rück­gang unter die Marke von 1,17 € wäre dage­gen als tech­nis­ches Verkauf­ssig­nal zu werten.

Japanis­ch­er Yen (JPY): Dass ein Währungsraum, der mit einem Reko­rd­schulden­stand kämpft (rund 220 % in Rela­tion zum BIP) und rezes­sive Ten­den­zen vor­weist, von Inve­storen als sicher­er Hafen ange­se­hen wird, wirkt auf den ersten Blick para­dox. Der Yen wurde aber in den let­zten Jahren von Japans Wet­tbe­werb­s­fähigkeit begün­stigt. Unter den sieben großen Indus­tri­es­taat­en (G7) ist Japan neben Deutsch­land seit Jahren das einzige Land mit einem Leistungsbilanzüberschuss.

Zudem prof­i­tiert der Yen davon, dass Japan bei der Refi­nanzierung sein­er hohen Staatss­chulden ver­gle­ich­sweise wenig von der Gun­st der Aus­landsin­ve­storen abhängt – Japan refi­nanziert sich sehr stark im Inland und kann auf die heimis­chen Gläu­biger zählen. Der Anlei­he­markt erscheint somit deut­lich weniger ver­let­zlich als beispiel­sweise der Euro-Bond­markt. Im laufend­en Jahr grif­f­en risikobere­ite Inve­storen zudem bei sog. Car­ry- Trades (Ver­schul­dung in Län­dern mit Niedrigzin­sen und Investi­tion in Hochzinslän­dern, wie z. B. Aus­tralien) ver­stärkt auf Währun­gen wie den Euro oder den US-Dol­lar zurück – eine Ent­las­tung für den Yen. Auch die Tat­sache, dass sich sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA die Leitzin­sen der Nul­llinie angenähert haben, begün­stigte den Yen. Natio­nen mit hohen Devisen­re­ser­ven lan­de­ten bei der Suche nach ein­er hochliq­uiden Währungsalter­na­tive nicht sel­ten beim Yen. Die japanis­che Wirtschaft lei­det allerd­ings unter dem hohen Yen (Stich­wort: ver­teuerte Exporte), sodass sich die japanis­che Noten­bank immer wieder genötigt sieht, zulas­ten des Yen an den Devisen­märk­ten zu inter­ve­nieren. Auch wenn dies bis dato noch keine nach­haltige Abhil­fe geschaf­fen hat (siehe Chart ggü. Euro), so stellen der­ar­tige Inter­ven­tio­nen (bis hin zu ein­er möglichen Währungs­fix­ierung à la Schweiz­er Noten­bank) den­noch eine latente Gefahr für die Stärke ein­er Währung dar. Jüngst ver­stärk­te die Bank of Japan (BoJ) ihre Inter­ven­tion­s­ge­bär­den wieder. Dies, gepaart mit ein­er anhal­tend expan­siv­en Geld­poli­tik (jüngst erneut mas­sive Anlei­heaufkäufe der BoJ und die Beto­nung, die Leitzin­sen auf der Nul­llinie zu hal­ten), dürfte auch die jüng­sten Gewin­n­mit­nah­men beim Yen aus­gelöst haben. Unterm Strich eracht­en wir den japanis­chen Währungsraum derzeit für Invest­ments als unin­ter­es­sant. Chart­tech­nisch gese­hen kön­nte sich die Abwärts­be­we­gung des Yen beschle­u­ni­gen, wenn die Unter­stützung bei rund 0,0093 Yen (entspricht einem Euro-Yen-Ver­hält­nis von 107,50 Yen) nicht zügig zurücker­obert wer­den kann.

Schweiz­er Franken (CHF): Der Franken hat seinen Nim­bus als klas­sis­che Fluchtwährung vor­erst ver­loren, nach­dem die Schweiz­erische Nation­al­bank (SNB) Anfang Sep­tem­ber 2011 die Währung an den Euro-Kurs gebun­den hat. Die Noten­bank will den Min­destkurs von 0,83 € (bzw. 1,20 CHF) mit aller Kon­se­quenz durch­set­zen und ist not­falls bere­it, unbeschränkt Devisen zu kaufen (und dafür ggf. Schu­lauch Schweiz­er Franken zu drucken).

Die mas­sive Aufw­er­tung des Frankens hat für die Schweiz­er Wirtschaft ein­schnei­dende Neg­a­tiv­fol­gen, weil viele eid­genös­sis­che Unternehmen auf dem Welt­markt nicht mehr konkur­ren­zfähig sind (ver­teuerte Exporte) und der für das Land wichtige Touris­mus erhe­blich lei­det. Zudem schlichen sich zulet­zt vor dem Hin­ter­grund der stark fal­l­en­den Import­preise immer stärk­er defla­tionäre Ten­den­zen in die Alpen­re­pub­lik ein, was den rezes­siv­en Druck in der Schweiz ver­stärkt. Im Jan­u­ar sind die Ver­braucher­preise um 0,8 % ggü. dem Vor­jahr gefall­en. Wir gehen davon aus, dass sich die SNB weit­er mit aller Macht gegen eine erneute Franke­naufw­er­tung stem­men wird. Infla­tionäre Ten­den­zen hat sie akut nicht zu befürcht­en (eher das Gegen­teil). Vor diesem Hin­ter­grund zählen Schweiz­er- Franken-Anlei­hen aktuell nicht zu unseren Favoriten, zumal die Ren­diten bonitätsstark­er Schuld­ner­adressen um die Nul­llinie oszil­lieren und die Aufw­er­tungs­fan­tasie des Frankens (vor­erst) dahin ist. Bei inter­es­san­ten Schweiz­er Aktien ist der Währungsaspekt derzeit zweitrangig, sofern die Invest­mentsto­ry aus­re­ichend Aufwärtspoten­zial birgt. Das Chart­bild besitzt angesichts der aktuellen Kurs­fix­ierung nur eine bed­ingte Aus­sagekraft. Den­noch der Hin­weis: Fällt der Schweiz­er Franken unter die Inter­ven­tion­s­marke von 0,83 €, käme dies einem tech­nis­chen Verkauf­ssig­nal gle­ich. Ggf. wür­den sich in diesem Fall ein paar zit­trige Hände (die darauf geset­zt haben, dass die SNB nicht stand­haft bleibt) aus dem Franken­markt ver­ab­schieden, um Ver­luste zu begren­zen, was wiederum die Abwärts­be­we­gung des Frankens ver­stärken würde.

Nordis­che Währun­gen: Nor­weger-Kro­ne (NOK)/Schweden-Krone (SEK): Wenn es darum geht, einem Port­fo­lio eine aus­sicht­sre­iche Währungskom­po­nente beizu­mis­chen, favorisieren wir bekan­nter­maßen seit eini­gen Monat­en die nordis­chen Währun­gen. Auf der Anlei­h­e­seite haben wir dabei Unternehmen­san­lei­hen solid­er Schuld­ner­adressen im Fokus und auf der Aktien­seite soll­ten bre­it gestreute Skan­di­navien-ETFs bzw. ‑Fonds bevorzugt wer­den. Die Ver­sicherung­sprämien gegen einen Kred­i­taus­fall (sog. CDS-Prämien) sig­nal­isieren, dass die Anleger die Wahrschein­lichkeit der Zahlungsaus­fälle Nor­we­gens und Schwe­dens derzeit geringer ein­schätzen als die von Deutsch­land oder Frankre­ich. An den bei­den Schw­ergewicht­en Eurolands haften hier­bei offen­sichtlich die Even­tu­alverbindlichkeit­en aus den Euro-Ret­tungss­chir­men. Dage­gen platziert sich Nor­we­gen als Nicht-EU-Land mit ein­er CDS- Prämie von 34 Basis­punk­ten (0,34 %) als sich­er­ster Emit­tent der Welt (0,86 % für Deutsch­land-CDS). Der aus Ölex­porten gespeiste Reich­tum Nor­we­gens schot­tet das Land rel­a­tiv gut gegen die Fol­gen der Euro-Staatss­chuldenkrise ab.

So sum­miert sich der Haushalt­süber­schuss (wohlge­merkt Über­schuss) in 2011 auf stat­tliche 9,3 %. Dazu kommt der rel­a­tiv über­schaubare Schulden­stand von rund 41 % im Ver­hält­nis zum BIP. Die Arbeit­slosen­quote bewegt sich lediglich bei rund 3,5 %. Die sprudel­nden Ein­nah­men aus dem Ölgeschäft (Nor­we­gen ist die siebt­größte Ölex­por­teur der Welt) helfen nicht nur beim Schu­lauch den­ab­bau, son­dern speisen auch den seit 1990 beste­hen­den nor­wegis­chen Staats­fonds. Dieser zählt mit rund 570 Mrd. US-Dol­lar (Ende 2011) zu den größten der Welt. Damit besitzt die nor­wegis­che Regierung einen enor­men fiskalpoli­tis­chen Spiel­raum, um z. B. bei sink­enden Ölpreisen rück­läu­fige Erträge aus dem Ölgeschäft zu kom­pen­sieren oder die heimis­che Wirtschaft in kon­junk­turellen Abschwung­phasen zu stützen. Im laufend­en Jahr sollte die nor­wegis­che Wirtschaft weit­er wach­sen (nach 1,6 % in 2011). Die Experten­schätzun­gen sind hier allerd­ings recht bre­it gefächert und bewe­gen sich zwis­chen 1 und 3 %. In Anbe­tra­cht der anhal­tenden Euro-Krise (Stich­wort: nor­wegis­ch­er Export in die Euro-Zone) und um die poli­tisch nicht ger­ade erwün­schte Aufw­er­tung der Nor­weger-Kro­ne zu brem­sen, entsch­ied sich die Noten­bank Ende let­zten Jahres für eine recht üppige Leitzinssenkung um 0,5 auf 1,75 %. Den­noch behält die Kro­ne gegenüber dem Euro einen Zinsvorteil. Ein gewiss­es Risikopoten­zial birgt die Entwick­lung des nor­wegis­chen Immo­bilien­mark­tes. Der IWF machte hier zulet­zt Über­hitzungs­ge­fahren aus. Dazu kommt eine ver­gle­ich­sweise hohe Pri­vatver­schul­dung (die in diesem Jahr auf das Dop­pelte der ver­füg­baren Einkom­men klet­tern kön­nte). Unterm Strich zählen wir die Nor­weger- Kro­ne aber länger­fristig weit­er­hin zu den weni­gen inter­es­san­ten Währun­gen. Nach der zulet­zt recht zügi­gen Aufwärts­be­we­gung, in deren Folge die Kro­ne gegen den Euro ein Neun­jahreshoch erre­ichte, hat sich aber die Wahrschein­lichkeit von kurzfristi­gen Gewin­n­mit­nah­men erhöht. Wer bere­its zeit­ig zu gün­sti­gen Kursen eingestiegen ist, sollte abwä­gen, ob er nicht zwis­chen­zeitlich ein­mal Kasse machen möchte. Unter chart­tech­nis­chen Aspek­ten hat die Nor­weger-Kro­ne zwar mit der Über­win­dung des eingeze­ich­neten hor­i­zon­tal­en Wider­standes ein neues Kaufsig­nal gener­iert, ist aber ander­er­seits rel­a­tiv stark überkauft. Von dieser Warte aus wäre ein Rück­set­zer sog­ar gesund. Die schwedis­chen Nach­barn haben zwar kein Öl, aber eine eben­so leis­tungs­fähige Wirtschaft. Auch die Schwe­den lock­en mit einem soli­den Staat­shaushalt, in dem es (leichte) Über­schüsse gibt. Der Schulden­stand beträgt weniger als 40 % des BIPs. Am Anlei­he­markt wer­den die gesun­den Finanzen belohnt, das Dreifach-A-Rat­ing des schwedis­chen Staates ist nicht in Gefahr. Struk­turelle Stärken der schwedis­chen Volk­swirtschaft sind zudem eine gute Aus­bil­dung der leis­tungs­bere­it­en Bevölkerung und eine hohe Investi­tions­bere­itschaft in Humankap­i­tal, Forschung und Entwick­lung sowie die mod­er­ate Besteuerung von Unternehmen.

Wirtschaftlich müssen die Schwe­den allerd­ings mit ein­er stärk­eren Abküh­lung als die Nor­weger kämpfen (wobei sie allerd­ings auch von einem deut­lich höheren Wach­s­tum­sniveau kom­men). Denn: Schwe­den kann sich trotz aller Stärken der Euro-Krise nicht gän­zlich entziehen. Der Abschwung der Weltkon­junk­tur trifft die in den let­zten Jahren erfol­gsver­wöh­nte Wirtschaft hart, zumal die Exporte etwa 45 % des BIPs aus­machen. Glaubt man den Prog­nosen, dann wird sich das BIP-Wach­s­tum 2012 von 4,1 % auf unter 1 % abschwächen – bleibt eine Eskala­tion der Euro-Krise aus, sind hier aber dur­chaus pos­i­tive Über­raschun­gen denkbar. Die schwedis­che Noten­bank hat seit let­zten Dezem­ber den Leitzins in zwei Trip­pelschrit­ten um jew­eils 0,25 % auf 1,50 % gesenkt, auch weil ein zu großes Zins­ge­fälle und damit zu stark­er Aufw­er­tungs­druck auf die Kro­ne auf jeden Fall ver­mieden wer­den soll und weil man die Wirtschaft stim­ulieren möchte. Auch wenn die Ren­dite­d­if­ferenz zur Euro-Zone geschrumpft ist, hal­ten wir Schwe­den-Kro­nen-Anlei­hen weit­er­hin für inter­es­sant. Solange die Euro-Poli­tik­er in der Staatss­chuldenkrise nur Über­gangslö­sun­gen schaf­fen, soll­ten Fluchtwährun­gen wie die Schwe­den-Kro­ne weit­er gesucht sein. Der Chart zeigt, dass auch die Schwe­den-Kro­ne seit Ende let­zten Jahres einen ver­gle­ich­sweise zügi­gen Anstieg hin­ter sich hat und eine Kon­so­li­dierungs­be­we­gung bevorste­hen dürfte. Die Aus­sagen zur Nor­weger-Kro­ne gel­ten hier analog.

Aus­tral-Dol­lar (AUD): Der aus­tralis­che Dol­lar ist die weltweit am fün­ft­meis­ten gehan­delte Währung und dient vie­len Inve­storen als Anlageve­hikel, um auf die Wirtschaft­sen­twick­lung Chi­nas zu wet­ten. Der Grund dafür ist die große Bedeu­tung des Rohstoff­sek­tors für die Volk­swirtschaft des fün­ften Kon­ti­nents und die räum­liche Nähe zur pros­perieren­den Region Südostasien. Das Kalkül ist, dass Aus­tralien umso mehr Kupfer, Kohle oder Eisen­erz exportiert, je stärk­er Chi­na wächst. Der Rohstoff­boom des ver­gan­genen Jahrzehnts hat den aus­tralis­chen Dol­lar zu ein­er begehrten Währung gemacht.

Er gilt daher neben dem kanadis­chen Dol­lar als die Rohstof­fwährung. Schwächelt jedoch die glob­ale (bzw. ins­beson­dere die chi­ne­sis­che) Kon­junk­tur (wovon wir nach wie vor aus­ge­hen), bremst das automa­tisch das Wach­s­tum in dem rohstof­fre­ichen Land. Daher war von vie­len Mark­t­beobachtern erwartet wor­den, dass die aus­tralis­che Noten­bank angesichts der Risiken für das weltweite Wirtschaftswach­s­tum und eines mod­er­at­en Infla­tion­saus­blicks ihren Leitzins erneut senken wird. Sie beließ ihn allerd­ings über­raschend bei 4,25 %, was der Währung jüngst nochmals spür­baren Auftrieb ver­lieh. Der Aus­tral-Dol­lar ste­ht schließlich im Mit­telpunkt der bere­its in der Yen-Besprechung erwäh­n­ten Car­ry-Trades. Diese hochriskan­ten Geschäfte wer­den jedoch wieder aufgelöst, sobald die Risikobere­itschaft an den Finanzmärk­ten sinkt. In Aus­tralien selb­st wird die Stärke der ein­heimis­chen Währung dur­chaus kri­tisch gese­hen. Denn je stärk­er die Lan­deswährung wird, desto mehr ver­liert die Wirtschaft an Konkur­ren­zfähigkeit, weil Exporte teur­er wer­den. Wer Aus­tral-Dol­lar-Anlei­hen hält, sollte aus unser­er Sicht an (währungs­seit­ige) Gewin­n­mit­nah­men denken (vor allem bei höheren Depot­gewich­tun­gen), zumal wir die glob­ale Kon­junk­turen­twick­lung weit­er­hin skep­tisch sehen. Die Leitzinssenkung dürfte zudem nicht aufge­hoben, son­dern nur aufgeschoben sein. Auch die höheren Rohstoff­preise recht­fer­ti­gen unseres Eracht­ens die steile Aufw­er­tung nicht. Selb­st wenn sich das glob­ale Kon­junk­tu­rum­feld in 2012 weit­er aufhellen sollte, soll­ten dem Aus­tral-Dol­lar-Höhen­flug Gren­zen geset­zt sein – der Aussie dürfte einen gün­stigeren Kon­junk­turver­lauf zu einem guten Teil bere­its eingepreist haben. Der Aus­bruch über den Wider­stand bei rund 0,77 € hat dem Aus­tral-Dol­lar noch ein­mal Rück­en­wind ver­liehen und auf ein Allzei­thoch ggü. dem Euro befördert. Nach der seit Ende 2008 (mit kurzen Unter­brechun­gen) anhal­tenden inten­siv­en Ral­lye (Kur­splus seit­dem knapp 70 %) ist auch unter tech­nis­chen Gesicht­spunk­ten eine Kor­rek­turbe­we­gung wahrschein­lich­er gewor­den (und auch notwendig, um eine Über­hitzung zu vermeiden).

Kana­da-Dol­lar (CAD): Die zweite große Rohstof­fwährung sieht sich ähn­lichen Risiken wie der Aus­tral-Dol­lar aus­ge­set­zt. Dass Kana­da nach Sau­di-Ara­bi­en die weltweit größten Erdöl­re­ser­ven besitzt, kön­nte ein Vorteil sein, sofern die geopoli­tis­chen Span­nun­gen (Stich­wort Iran) anhal­ten und die Ölnotierun­gen dadurch weit­er­hin gestützt wer­den. Kri­tisch sehen wir allerd­ings die sehr enge Verknüp­fung Kanadas mit der US-Wirtschaft, die auf abse­hbare Zeit kaum auf einen nach­halti­gen Wach­s­tum­sp­fad zurück­kehren dürfte.

Nach­fragerück­gänge der US-Ver­brauch­er nach Import­gütern tre­f­fen also Natio­nen wie Kana­da über­pro­por­tion­al. Invest­ments im Kana­da-Dol­lar zählen – ana­log zum Aus­tral-Dol­lar – nach wie vor nicht zu unseren favorisierten Währungs­beimis­chun­gen. Der tech­nis­che Aus­bruch aus der im Chart eingeze­ich­neten Dreiecks­for­ma­tion ist grund­sät­zlich pos­i­tiv für den Kana­da-Dol­lar zu werten. Wir gehen allerd­ings davon aus, dass die Spitzen der let­zten Monate (Mitte 2010 und Anfang 2011) im Bere­ich von 0,78/0,80 € kurzfristig nur über­wun­den wer­den kön­nen, wenn sich die Euro-Krise wieder spür­bar ver­schlim­mert. Stärkere Ver­luste dro­hen dann, wenn der Kana­da- Dol­lar unter seinen kurzfristi­gen Aufwärt­strend rutscht, der im Bere­ich von 0,72 € verläuft.

Schwellen­län­der­währun­gen: Schwellen­län­der­in­vest­ments in den betr­e­f­fend­en Lokalwährun­gen sind für den risikobere­it­en Anleger dur­chaus als Beimis­chung geeignet (sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anlei­h­e­seite), wobei hier grund­sät­zlich bre­it gestreute Anlageve­hikel (ETFs/Fonds) bevorzugt wer­den sollten.

Die Infor­ma­tio­nen des Mark­tkom­men­tars stam­men aus öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuver­läs­sig hal­ten. Für die Richtigkeit und Voll­ständigkeit der Angaben wird keine Gewähr über­nom­men. Die zum Aus­druck gebracht­en Mei­n­un­gen beruhen auf der aktuellen Ein­schätzung des Ver­fassers und stellen nicht notwendi­ger­weise die Mei­n­ung der quirin bank dar. Sie kön­nen sich ohne vorherge­hende Ankündi­gung ändern. Der aus­gear­beit­ete Mark­tkom­men­tar dient nur zu Infor­ma­tion­szweck­en und gilt nicht als Ange­bot oder Auf­forderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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